Selbständige Wahrheitssuche

Dem Menschenbild der Bahá’í zufolge sollten wir dank unseres Verstandes mündig und selbstbestimmt sein. Mit unseren vielfältigen Fähigkeiten geht auch Verantwortung einher, nicht nur tradierte Wertvorstellungen zu übernehmen, sondern

„mit eigenen Augen (zu) sehen, nicht mit denen anderer, und durch eigene Erkenntnis Wissen (zu) erlangen, nicht durch die deines Nächsten.“

(Bahá’u’lláh, Verborgene Worte, arab., Nr.2)

Jeder Einzelne ist aufgerufen, die Wahrheit selbst zu suchen, deshalb gibt es in der Bahá’í-Religion keinen Klerus. Vielmehr ist jeder Mensch beständig ein Forschender und muss sich um Einsichten bemühen.

Das erste Prinzip der Lehre Baha´u´llahs ist die Suche nach Wahrheit.

 

Wenn jemand auf der Suche nach Wahrheit Erfolg haben möchte, muß er als erstes sein Auge gegenüber allem überkommenen Aberglauben der Vergangenheit schließen.

Die Juden haben überkommenen Aberglauben, die Buddhisten und Zoroastrier sind nicht frei davon so wenig wie die Christen. Alle Religionen wurden nach und nach durch Überlieferung und Dogmen eingeengt.

Alle halten sich jeweils für die einzigen Hüter der Wahrheit und meinen, daß jede andere Religion aus Irrtümern bestehe. Sie selbst hätten recht und alle übrigen unrecht. Die Juden glauben, allein die Wahrheit zu besitzen und verdammen alle anderen Religionen. Die Christen behaupten, ihre Religion sei die einzig wahre und alle übrigen falsch. Genauso die Buddhisten und Mohammedaner: alle umgeben sich mit Grenzen. Wenn alle einander verdammen, wo sollen wir dann die Wahrheit suchen? Da alle einander widersprechen, können sie nicht alle wahr sein. Wenn alle vermeinen, daß ihre Religion alleinig wahr sei, so machen sie sich selber blind für die Wahrheit, die in den anderen ist.

Ein Jude beispielsweise, der an die äußeren Bräuche der Religion Israels gebunden ist, gestattet sich nicht, zu erkennen, daß die Wahrheit auch in jeder anderen Religion sein kann; alles muß in seiner eigenen enthalten sein!

Wir sollten uns daher von den äußeren religiösen Formen und Bräuchen lösen. Wir müssen uns vergegenwärtigen, daß diese Formen und Bräuche, wie schön sie auch immer seien, nur Gewändern gleichen, in die das warme Herz und die lebendigen Glieder der göttlichen Wahrheit eingehüllt sind. Wir müssen die Vorurteile der Überlieferung fallen lassen, wenn wir die Wahrheit mit Erfolg im Kern von allen Religionen finden wollen. Wenn ein Zoroastrier glaubt, daß die Sonne Gott sei, wie vermag er sich dann mit anderen Religionen zu verbinden? Wie können die Götzendiener die Einheit Gottes fassen, wenn sie an ihre verschiedenen Götzen glauben?

Es ist daher klar, daß wir, um irgend welche Fortschritte in der Suche nach Wahrheit zu erzielen, dem Aberglauben entsagen müssen. Würden alle Suchenden diesem Grundsatz folgen, so würden sie die Wahrheit klar zu schauen vermögen.

Wenn sich fünf Menschen zusammentun, um die Wahrheit zu erforschen, so müssen sie damit beginnen, daß sich jeder über seine einzelne besondere Lage hinwegsetzt und alle vorgefaßten Meinungen fallen läßt. Um die Wahrheit zu finden, müssen wir von unseren Vorurteilen, unseren eigenen kleinlichen, alltäglichen Vorstellungen lassen; ein offener, empfänglicher Sinn ist nötig. Wenn unser Kelch vom ich erfüllt ist, so ist in ihm kein Baum mehr für das Wasser des Lebens. Die Tatsache, daß wir meinen, selber im Recht zu sein und jeden anderen für im Unrecht halten, ist das größte aller Hindernisse auf dem Weg zur Einheit, und Einheit ist nötig, wenn wir zur Wahrheit kommen wollen, denn die Wahrheit ist nur eine.

Darum sollten wir gebieterisch den eigenen persönlichen Vorurteilen und dem Aberglauben entsagen, wenn wir ernstlich die Wahrheit zu erforschen wünschen. Wenn unser Verstand nicht zwischen Dogmen, Aberglauben und Vorurteilen auf der einen und der Wahrheit auf der anderen Seite unterscheidet, so können wir nicht zum Ziel gelangen. Suchen wir irgend etwas ernstlich, so werden wir uns allenthalben danach umtun. An diesen Grundsatz müssen wir uns in unserer Wahrheitssuche halten.

Die Wissenschaft muß angenommen werden. Keine Wahrheit kann einer anderen Wahrheit widersprechen. Das Licht ist gut, in welcher Lampe es auch brennen mag, eine Rose schön, in welchem Garten sie auch blühen mag. Ein Stern hat den gleichen Glanz, ob er aus dem Osten oder aus dem Westen scheint. Seid vorurteilsfrei, so werdet ihr die Sonne der Wahrheit lieben, an welchem Punkte des Horizontes sie auch aufgeht! Ihr werdet erkennen, daß das göttliche Licht der Wahrheit, wenn es in Jesus Christus schien, dann auch in Moses und in Buddha leuchtete. Der ernsthaft suchende wird zu dieser Wahrheit finden. Das ist die Bedeutung der ,“Suche nach Wahrheit“. sie bedeutet auch, daß wir gewillt sein müssen, alles beiseite zu legen, was wir früher gelernt haben und was unsere Schritte auf dem Weg zur Wahrheit hindern könnte. Wir dürfen nicht davor zurückschrecken, nötigenfalls unsere Erziehung von vorne zu beginnen. Wir dürfen unser Auge nicht durch die Liebe zu irgend einer Religion oder Person derartig blenden lassen, daß uns der Aberglaube in Fesseln schlägt. Wenn wir uns von allen diesen Banden lösen und mit ungebundenen Sinnen suchen, so werden wir auch fähig sein, ans Ziel zu gelangen.

„Suche die Wahrheit, und die Wahrheit wird dir Freiheit bringen.“ So werden wir die Wahrheit in allen Religionen erblicken, denn die Wahrheit ist in allen, und alle Wahrheit ist nur eine!

aus Abdu'l Baha, Ansprachen in Paris

1911

 

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